CLICK - Textgestalt und Bemerkungen zu seinen Predigten

Über die Eheschließung 

Standesvortrag für die Jungfrauen (1943)


1. Die vorbereitenden Schritte. 

Verlobung geht voraus. Im Gewissen ist jeder Mensch durch jedes treue Versprechen gebunden, in welcher Form es auch gegeben sein mag. Weder nach bürgerlichem noch nach kirchlichem Recht kann ein Verlobter auf Grund des Verlöbnisses durch eine gerichtliche Klage die Eheschließung erzwingen. Wohl ist der Verlobte, der ohne einen wichtigen Grund zurücktritt, vor dem Gesetz und dem Gewissen verpflichtet, den anderen Teil zu entschädigen für Aufwendungen und Verbindlichkeiten, die in Erwartung der kommenden Ehe übernommen wurden, zum Beispiel für die Gäste in der Verlobungsfeier, der Aussteuer, einer aufgegebenen Stelle, einer gemieteten Wohnung und dergleichen. Dieselbe Verpflichtung tritt ein für den Verlobten, der schuld ist, dass der andere Teil zurücktritt. Auch die Geschenke können zurückgefordert werden.

Wollen die Verlobten zur Eheschließung schreiten, dann gehen sie zuerst zum Pfarrer und holen Erkundigung ein, um die Papiere und Scheine. Nach dem Gang zum Pfarrer kommt der Gang zum Standesamt. In Deutschland verschieden.

Weil die Ehe für das ganze Zusammenleben mit all seinen Opfern und Pflichten, Lasten und Sorgen nur ein einziges Mal empfangen wird, ist es sehr wichtig, dass man sich recht gut auf diese Stunde vorbereitet. Von dieser Vorbereitung hängt ab das Ausmaß der Gnade, die der Mensch empfängt. Je reicher dieses Maß ist, umso leichter wird er über alle Schwierigkeiten seines Standes hinweg kommen. Gott will gerne mit vollen Händen seine Gnade spenden, wenn der Mensch nur fähig ist, sie in sein Herz aufzunehmen. Wer ein kleines Gefäß hat, wird auch von dem überfließendem Brunnen nur wenig mit nach Hause nehmen. Eine sorgsame, üppige Vorbereitung weitet das Herz und macht es empfänglich für den Segen, der von oben kommt.

Manche stehen heute diesem Segen kühl und gleichgültig gegenüber. Sie spüren von seinen Folgen nichts und glauben kaum mehr an seine wirkliche Kraft und Bedeutung. Warum bleibt aber der Segen der Kirche für viele Ehen tatsächlich wirkungslos? Darum, weil die Vorbereitung auf die Ehe so schlecht und unzureichend war. Gottes Segen ist nie eine fertige Sache, die mir einfach übermittelt wird, sondern Empfang einer Gnade, eine Anregung, bei der ich mitarbeiten muss, ein Samenkorn, das geeigneten Boden haben will, wenn es wachsen soll. Gesundes, herrliches Leben steckt in diesem Samenkorn. Aber auch der beste und fruchtbarste Keim wird, wenn er auf Straßenpflaster fällt, tot und leblos bleiben wie ein Sandkorn.

Darum ist es altchristliche Sitte, dass die Brautleute vor ihrer Ehe eine Generalbeichte ablegen.

Wollen Sie wissen, warum wir heute so viele unglückliche und zerfahrene Ehen haben, dann schauen Sie nur auf die Vorbereitung so vieler Paare. In keiner Zeit ihres Lebens beten sie so wenig, sündigen sie so viel wie gerade vor der Ehe. Ihre ganze Sorge geht auf das Weltliche und Irdische; die Hauptsache, das Wichtigste und Notwendigste tritt völlig in den Hintergrund. Für die äußere Ausstattung, für die Feier des Hochzeitstages wird wochenlang gearbeitet, gesorgt, überlegt, gespart. Da tut man mehr, wie nach Stand und normal nötig wäre.

An die innerliche Ausstattung wird kaum gedacht, die Seele bleibt leer. Ihr gilt oft genug das Wort der Offenbarung (3,17): „Du sprichst, ich bin reich und habe Überfluss und brauche nichts, und weißt nicht, wie elend und erbärmlich und arm und blind und nackt du bist. Ich rate dir, von mir Gold, geläutert im Feuer, zu kaufen, damit du reich wirst und mit weißen Kleidern dich bedeckst und die Schande deiner Nacktheit nicht offenbar wird; vor allem salbe deine Augen mit Salbe, damit du siehst.“

 

2. Die Liturgie der Eheschließung.

Die Spendung des Ehesakraments hat die Kirche mit einem tiefsinnigen Ritual umkleidet, das ihre überaus große Hochachtung vor dem Ehestand beweist.

Die Brautleute gehen in die Kirche. Bei ihrem Eintritt, Braut links, hinter ihnen die 2 Zeugen. Das Recht und die Vollmacht zu trauen hat der Pfarrer der Braut. Wenn jemand anderer trauen will, dann muss von diesem die Erlaubnis gegeben werden.

Die kirchlichen Trauungsgebete werden eingeläutet mit der Frage, ob die beiden auch wirklich ganz freiwillig, ungezwungen, mit keinem anderen zur Ehe versprochen, hier erscheinen.

Ringsegen. Nur der Ring der Braut wird gesegnet, weil früher nur die Braut einen Ring trug. Er war das Unterpfand der Treue, das der Mann ihr gab. Heute tragen beide einen Ring, und beiden redet der kleine Reif von sehr ernsten Dingen.

Er ist rund. Der runde, in sich geschlossene Kreis ist das Sinnbild des unendlichen Gottes, der in sich alles besitzt und sich selber vollkommen genügt. Auf ihm muss die Ehe ruhen. In sich muss sie ihr Glück tragen. Wehe, wenn es die Beiden da in Vergnügen und Zerstreuung suchen, bei anderen Trost, Verständnis, Erleichterung finden wollen. Dann ist das Beste und Schönste, das Traute und Anheimelnde aus ihrem Familienleben fort. Wenn sie gar ihre Augen auf andere richten, Vergleiche anstellen zwischen diesem Mädchen und meiner Frau, zwischen jenem Mann und meinem Mann und nun sinnen und grübeln, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ich den oder die geheiratet hätte, dann ist der böse Wurm da, der an der Treue nagt und dem Herzen die Ruhe nimmt. Der runde Ring am Finger sagt und mahnt Dich, halte die Treue. Gott ist es, der Euch jedes Verlangen erfüllen wird.

Ohne Ende ist dieser runde Reif. Auch das schärfste Auge kann den Punkt nicht entdecken, an dem sich Anfang und Ende zusammenfinden. Nie wird dieser Ring auseinander gehen, durch keinen Fall, keinen Stoß. Nur Gewalt kann ihn zerbrechen, und dann ist seine Stärke, seine Schönheit dahin. Unauflöslich bleiben die Beiden gebunden und keine Lebenserfahrung darf sie trennen. Der Hochzeitstag vergeht. Kranz und Schleier werden gelegt, der Schmuck fort getan, das Brautkleid weg gehangen, das gewöhnliche Alltagsleben begonnen. Eines bleibt für immer, Tag und Nacht, in Freuden und Leiden, der Ring am Finger und die Mahnung: Treu wie Gold.

Symbolische Bedeutung. Edelstes und kostbarstes Metall. Das Edelste haben sie sich geschenkt, die Liebe ihres Herzens, das Kostbarste, was sie hatten einander anvertraut, ihre eigene Persönlichkeit, ihr ganzes Glück und Leben.

Mit vieler Mühe ist dieses Gold gewonnen, mit viel Fleiß und Geschick verarbeitet worden, bis es dieser Finger erhalten hat. Gewiss es war schon an sich wertvoll, aber erst durch diese Verarbeitung traten Glanz und seine Schönheit ganz zutage. Die Liebe, die von selber in diesen jungen Herzen keimte, ist gut und schön, aber hundertmal schöner und edler wird sie sein, wenn sie durch die Schmelze der Ehe hindurch gegangen ist, wenn das Leben sie bewahrt, das Opfer sie geläutert, das Leid sie verklärt.

Trotz der Widerstandskraft und Festigkeit ist das Gold dehnbar wie irgendein anderes Metall. Bis zu haarfeiner Schicht lässt sich das Gold verarbeiten, und jedem Gebilde, auch dem Schwierigsten und Unebensten anpassen. Wie viele Unarten kommen in der Ehe gar bald zutage! Soll das Glück nicht zerschellen, dann muss die Liebe zäh und dauernd, dehnbar und anpassungsfähig bleiben wie Gold. Kann sie das, dann wird sich bezeugen, dass eine solche Liebe alles vergoldet, dass an ihrer Seite auch das Harte und Bittere neues, warmes Licht gewinnt.

Es ist wahrlich oft berichtet, dass die Kirche diesen Ring, der ein so schönes und vielsagendes Symbol der Liebe ist, in besonderer Weise segnet. Der Bräutigam steckt der Braut den Ring an die  Hand und die Braut dem Bräutigam.

Der Ehesegen. Brautsegen! Seinem Inhalt nach verherrlicht der Brautsegen Gottes Schöpfermacht, die Ehre, dass der Mensch an dieser Macht teilnehmen darf durch die Erzeugung neuer Liebe. Dann wird wieder hervorgehoben die Unauflöslichkeit, Einheit und Fruchtbarkeit der Ehe, mit dem sie hinweist darauf, dass die Frau alles Sündhafte, auch alles Unfeine und Niedrige aus ihrer Verbindung fern halten möge um ihres Glaubens und ihrer Gnade willen.

Die Brautmesse. Nach dem Wunsch und Willen der Kirche soll der Ehesegen seine Krönung und Vollendung finden in der Brautmesse und dem mit ihr verbundenem Brautsegen, der nur einmal im Leben gespendet wird, also bei Abschluss einer zweiten Ehe wegfällt. Tiefer Sinn liegt darin, dass sie der Gatte an ihrem Hochzeitsmorgen zum Opferaltar führt.

Von alters her war es Sitte, bedeutsame Verträge und Bündnisse durch Opfer zu bekräftigen. Als Moses den Bund zwischen Gott und seinem Volk geschlossen hatte, errichtete er gleich am Fuß des Berges einen Altar und brachte Opfer dar. Mit dem Blut des Opfers besprengte er das Volk und den Altar. Das Blut sollte die Bundestreue besiegeln. Die Kirche hat einen heiligen Altar und ein kostbares Blut, um den doppelten Bund zu weihen, den die Brautleute mit Gott und miteinander geschlossen haben. Es ist das Messopfer.

Die Kirche hat eine eigene Messe, die Brautmesse, welche auch den Brautsegen enthält, der nur innerhalb der Brautmesse erteilt werden kann.

Wie schön wäre es auch die heilige Kommunion zu empfangen! Dass die gemischte Ehe nie mit Brautsegen und Brautmesse verbunden werden kann, liegt auf der Hand. Ein Stück Abfall vom Glauben kann die Kirche doch niemals segnen! Höchstens dulden, weil sie nichts dagegen vermochte.